Kleinteilige Architektur im urbanen Raum

Der städtische Raum ist voll von kleinen architektonischen Objekten, die das Funktionieren der Stadt verbessern sollen. Diese Elemente können unterschiedlich benannt werden: von technischen Begriffen wie: „technische Geräte“, bis hin zu poetischeren Begriffen wie: „Stadtmobiliar“.

Diese Vielfalt an Definitionen ist auf die breite Beteiligung der verschiedenen Berufsgruppen zurückzuführen, die an Fragen der Stadtbeleuchtung beteiligt sind. Zu dieser Gruppe gehören vor allem Architekten, Straßenplaner, Bauunternehmer, Elektroingenieure und andere.  Je nach Auslegungsbedarf werden unterschiedliche Definitionen verwendet. Die Vielfalt der Formen von Straßenmöbeln und Stadtbeleuchtungsanlagen verkompliziert und erweitert die Bandbreite der verbalen Interpretationen zusätzlich. Sie haben einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtästhetik des städtischen Raums. Ihre Funktionen sind vielfältig: von informativ – Informationsmasten, über erholsam – Bänke, schützend – Unterstände, raumtrennend – Pfosten, bis hin zur reinen Beleuchtung – Straßenlampen. 

Letztere verdienen besondere Aufmerksamkeit. Sie kommen im städtischen Raum recht häufig vor, in manchen Städten bis zu Zehntausenden, aber auch aufgrund ihrer vertikalen Raumform dominieren sie oft als Vertreter der Gruppe der kleinen Architekturobjekte.

Zeitgenössische Stadtbeleuchtung

Da sich die Funktion der Beleuchtung in der Stadt verändert hat, hat sich auch die Form der Gebrauchsbeleuchtung im Laufe der Geschichte weiterentwickelt. In der heutigen Stadt finden wir nicht mehr nur die traditionellen Stangenlaternen, sondern auch Objekte mit viel aufwendigeren Formen und mit verschiedenen, oft unkonventionellen Zusatznutzen. Solche Beispiele sind die Laterne, die Teil eines kleinen architektonischen Objekts ist – die Plattform in Kartuzy oder die Universität für Landwirtschaft in Krakau, wo die Laterne nicht nur die Straße beleuchtet, sondern auch zu einem Lichtmast wird.

Eine neue Rolle für die Beleuchtung in der Stadt

An dieser Stelle wäre es angebracht, über das eigentliche Wesen der zeitgenössischen Einrichtung zur Beleuchtung der Stadt und ihrer öffentlichen Räume nachzudenken.  Seine Form ergibt sich nicht allein aus seiner Funktion, sondern aus der Bedeutung des Ortes und seiner Funktion im räumlichen System der Stadt. Die Architektur dieses Objekts wird in der Regel von zwei Aspekten beeinflusst, zum einen von der Funktion der Beleuchtung und zum anderen von der Schaffung eines einzigartigen, einprägsamen Zeichens im Raum.

Ein Element, das für das Funktionieren eines städtischen Raums nach Einbruch der Dunkelheit unverzichtbar wird, aber tagsüber ein „stilles“ Element im Raum ist. Außerdem beeinflusst es die visuelle Wahrnehmung städtischer Innenräume erheblich und verleiht ihnen einen angemessenen Charakter.  Heutzutage werden sie auch zu einem integralen Bestandteil der Einrichtung des öffentlichen Raums einer modernen Stadt, sie möblieren ihn sozusagen und werden gleichzeitig zu einem Objekt der kleinen Architektur. Dies ist eine neue Rolle für das Beleuchtungsobjekt, die durch die Individualisierung der Form von Massenprodukten ermöglicht wird.          

Dieser Trend zeigt sich in der Entwicklung einer zunehmenden Anzahl von Projekten im öffentlichen Raum, bei denen der Laternenpfahl nicht mehr nur die Funktion der Beleuchtung erfüllt, sondern zum Beispiel zu einer Bank wird und auf diese Weise die Funktionen kleiner architektonischer Objekte in den Raum integriert.

Wir alle möchten in praktischen und schön eingerichteten Räumen funktionieren. Kleinteilige Architektur ist wie eine Art Kleidungsaccessoire, das, wenn es gut gewählt ist, das Gesamtbild aufwertet und Charakter verleiht.  Sie ist wichtig für die Stadtgestaltung, denn sie organisiert den Raum, verleiht ihm Funktionalität und ein einzigartiges, oft unnachahmliches Aussehen.

Der Text basiert auf: Martyniuk-Pęczek J., 2013, Vom Pragmatismus zur Massenindividualisierung bei der Gestaltung von Formen der Stadtbeleuchtung. Technische Universität Gdansk, Fakultät für Architektur, Gdansk